Reiseberichte

Var Teil 1

Var Teil 1

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Die vare Cote d’Azur

Text und Fotos: Ralph Binder

Die Cote d’Azur, die azurblaue Küste, reicht geografisch von Marseille bis Menton. Die meisten Touristen jedoch reduzieren die Cote d’Azur auf den mondänen Küstenstreifen zwischen Cannes und Monaco an dem alljährlich die Schönen, die Reichen und die ganz schön Reichen ihren Wohlstand zur Schau tragen. Das ist schade. Denn der übrige Teil der Azurküste macht im Wechselspiel von Landschaft, Licht und Lebensart den wahren Reiz der Cote d’Azur aus. Ein Musterbeispiel dieser Mischung ist das Department Var. Die bekannteste Stadt des Departments ist St. Tropez, jener berühmte Badeort in dem der Jet-Set versucht hinter hohen Zäunen und an privaten Stränden das einfache entspannte Urlaubsleben zu genießen. Auf den wenigen hundert Metern des Jachthafens geht es nochmal mondän zu. Das übrige Departement ist jedoch erfrischend normal geblieben. Selbst in der Hochsaison ballen sich die Touristen nur an einem schmalen Küstenstreifen. Das Hinterland ist weit weniger überlaufen. In der Nebensaison bleiben die kleinen Bergdörfer, Märkte und Weingüter fast sich selbst überlassen.

Camping in Var

Im Departement Var gibt es rund 340 Campingplätze. Die Mehrzahl sind Drei-Sterne-Plätze mit einfachen aber ordentlichen Anlagen. Rund zehn Plätze liegen im fünf Sterne Luxus-Bereich. Wir haben zwei dieser Anlagen in der Nähe von Fréjus besucht, die Ferienanlagen Holiday Green und Domaine du Colombiers. Beide Anlagen gehören zu einer der großen französischen Ketten. Holiday Green zu Sunélia und Les Colombier zu Yelloh! Villages. Beide Plätze unterscheiden sich kaum in der Qualität obwohl Holiday Green einen Stern mehr hat. Nämlich insgesamt fünf. Auf beiden Plätzen findet der Gast so ziemlich alles was eine gute Ferienanlage bieten kann: Badelandschaft, Fitnessraum, Bar, Restaurant, Geschäfte, Diskothek und so weiter. Diese Plätze sind schon keine Campingplätze mehr, sondern kleine Feriendörfer. Von den 640 Stellplätzen auf Holiday Green sind gerade noch 40 für Wohnwagen und Wohnmobile frei. Auf den übrigen stehen Mobilheime in verschiedenen Größen und Ausführungen. Die Gäste reisen überwiegend mit dem Flugzeug an, mieten ein Auto und verbringen ein bis zwei Wochen im gemieteten Mobilheim. Ähnlich sieht es auf der Domaine du Colombiers aus. Auch hier stehen 351 Mietunterkünfte, 50 Stellplätzen für Wohnwagen und Wohnmobile gegenüber. Dieser Trend zum Mobilheim zeichnet sich in Frankreich schon seit vielen Jahren ab. Wem das zu viel Clubathmosphäre ist der muss auf einen der kleineren Drei-Sterne-Plätze ausweichen, die noch Campingplätze im klassischen Sinne sind. Aber egal ob Feriendorf oder Campingplatz, die Sehenswürdigkeiten des Departements Var zeigen sich allen Gästen in der gleichen Schönheit.

Markt in Draguignan

Am Eingang zum Naturpark Verdon liegt die Stadt Draguignan. Die bereits zur Römerzeit gegründete Ortschaft war lange Zeit Hauptstadt des Var bevor diese Rolle an Toulon fiel. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt der Uhrenturm der, typisch für die Region, einen eisernen Glockenturm besitzt. Zweimal pro Woche ist Markt in Draguignan. Mittwochs und Samstags Vormittags bieten die Bauern der Umgebung ihre Waren auf dem Place du Marché an. Es ist vor allem Olivenöl, Honig, Käse und Wurst die in den Bergdörfern der Dracenie hergestellt werden. Im Süden der Dracenie dominiert der Weinbau. Das vulkanische Gestein eines Kies- und Lehmbodens bringt variantenreiche Trauben die von den Winzern der Region gerne zu leichten fruchtigen Roséweinen kombiniert werden. Die idealen Begleiter zu einem sommerlichen Essen auf der Terrasse. Die dichte Vegetation der Bergregion ist Nahrungsgrundlage von Wild, das wiederum als Wurst oder Terrine auf dem Markt von Draguignan landet.

Das beste Olivenöl der Welt

Die Olivenöle der Region sind auch ein beliebtes Mitbringsel der Touristen. Wir besuchen die älteste noch arbeitende Ölmühle des Var: Le Moulin à huile du Flayosquet. Der Eigentümer Max Doléato ist Olivenbauer mit Leib und Seele und wie alle engagierten Olivenbauern ist er überzeugt, das beste Olivenöl der Welt herzustellen. Die Mühle steht jedem offen und Doléato erklärt gerne und ausführlich was er unter gutem Olivenöl versteht. Die älteste noch arbeitende Ölmühle im Var stammt aus dem 13. Jahrhundert. Aber Max Doléato hat auch eine moderne Presse. Mit der wird aber auch nur nach der traditionellen Methode gepresst bei der der Olivenbrei nicht erhitzt wird. Darauf legt er Wert. Entsprechend kostet ein Liter des günstigsten Olivenöls von Flayosquet rund 20 Euro. Auf den Märkten im Var fänden sich viele Öle ohne Etikett zu günstigeren Preisen, die meisten davon stammten jedoch aus ausländischer Fabrikproduktion und würden extra für die Touristen importiert, bedauert Doléato. Flayosque produziert vier verschiedene Öle. Das erste Öl ist ein Cuvée, das aus mehreren Pressungen zum immer gleichen Geschmack kombiniert wird. Das zweite ist ein Öl aus nur einem Fass frühreifer Oliven, das dritte Öl aus einem Fass mit vollreif geernteten Oliven. Das vierte Öl ist ebenfalls ein Cuvèe, jedoch wird nur das Öl verwendet das durch das Eigengewicht der vollreifen Oliven austritt, also ohne zusätzliche mechanische Pressung. Das ergibt lediglich zwei Liter pro Füllung der Presse. Ursprünglich war dies das Öl, das man unter dem Begriff virgin (franz. vierge) verkaufte bevor der Begriff nach dem Erlass der europäischen Norm zur Bezeichnung von Olivenöl im Jahr 2008 seine Bedeutung einbüßte. Heute wird der Begriff virgin inflationär verwendet. Zusätzlich produziert Flayosquet drei aromatisierte Öle, denen bei der Pressung halbierte Zitrusfrüchten beigegeben werden: Mandarinen, Orangen oder Zitronen. Die halbierten Früchte werden mitgepresst. Die Aromen bleiben im Öl, die Flüssigkeit wird abgleitet. Diese aromatisierten Öle passen hervorragend zu weißem Fleisch und Fisch. „Man sollte jedoch nie vor dem Servieren aromatisieren, sondern erst das Gericht ohne und dann mit Öl kosten“, empfiehlt Doléato. Ob es wirklich das beste Olivenöl der Welt ist, entzieht sich unserem Urteil, das es jedoch ein außergewöhnlich gutes Öl ist, steht nach der Verkostung außer Frage.