Reiseberichte

Tessin Teil 1

Tessin Teil 1

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Hier beginnt der Süden

Text: Stefan Peine, Ralph Binder Fotos: Ralph Binder

Das Tessin macht sieben Prozent der Gesamtfläche der Schweiz aus und ist damit eine durchaus überschaubare Region. Dennoch ist es so vielseitig, dass es sich nur schwer in Kürze beschreiben lässt. Es gibt viel Gegensätzliches: Palmen und Gletscher, Genuß und Extremsport, moderne Architektur und alte Kirchen. Der höchste Berg, das Rheinwaldhorn an der Grenze zum Kanton Graubünden, ist 3402 Meter hoch. Die Ufer des Lago Maggiore liegen gerade mal 193 Meter über dem Meeresspiegel. Dazwischen liegen etwa 40 km Luftlinie. Auf der südlichen Seite des Alpenhauptkamms gelegen, verfügt das Tessin vor allem über ein mediterranes Klima. Hier wird nicht nur italienisch gesprochen, sondern auch schon italienisch gelebt. Das Lebensgefühl ist spürbar entspannter als im Rest der Schweiz. Im Tessin beginnt der Süden.

Im südlichsten Kanton der Schweiz gibt es etwa 40 Campingplätze. Die Besten, wie etwa Campofelice, Tamaro und Delta, liegen am nördlichen Lago Maggiore. Hier bieten sie dem Camper eine prima Lage am Wasser, eine gute bis sehr gute Ausstattung, ein beeindruckendes Alpenpanorama und zugleich mediterranes Klima. 2300 Sonnen-Stunden im Jahr sorgen für beste Urlaubsbedingungen. Das heißt: ein zeitiger Frühling, ein langer und heißer Sommer mit wenigen Regentagen und ein bis in den November dauernder Herbst. Hier ist das ideale Basislager für einen Urlaub mit Bergwandern, Baden und Ausflügen in die wichtigsten Städte der Region sowie in die wilden urigen Täler der Umgebung.

Locarno ist die bekannteste Stadt am Lago Maggiore. Ihr mildes Klima und die Jahres-Durchschnittstemperatur von 16 Grad sorgen für reichlich Pflanzenbewuchs an der Uferpromende. Herz der Stadt ist die Piazza Grande. Der Platz erlangte Berühmtheit durch das Internationale Filmfestival, das jährlich im August unter freiem Himmel ausgetragen wird. Berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso in Orselina. Interessant ist, dass sowohl Orselina als auch Minusio und Muralto von Außenstehenden als Stadtteile Locarnos wahrgenommen werden. Dennoch legen die inzwischen mit Locarno längst zusammengewachsenen Gemeinden hohen Wert auf ihre Selbstständigkeit. Daher wird die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso auch als Sehenswürdigkeit Locarnos wahrgenommen obwohl sie streng gesehen eine Sehenswürdigkeit Orselinas ist. 1480 soll der Franziskanerbruder Bartolomeo d’Ivrea hier eine Marienerscheinung gehabt haben. Daraufhin wurde an dieser Stelle die Wallfahrtskirche gebaut. Oberhalb von Locarnos Zentrum gelegen, bietet sich von Madonna del Sasso aus ein großartiger Blick über die Stadt und den Lago Maggiore. Wer noch höher hinaus möchte, nimmt von hier die Seilbahn zur Bergstation Cardada und dann weiter hinauf zur Cimetta. Aus 1670 Metern Höhe blickt man hier über das Tessin. Die Plattform ist auch ein beliebter Startpunkt für Paraglider und Drachenflieger.

Lugano am Luganer See erinnert ein wenig an Rio de Janeiro. Das liegt vor allem am Monte San Salvadore, der ähnlich dem Zuckerhut als hoher Kegel aus dem See ragt. Die alte Drahtseilbahn von 1890 hat schon Kaiserin Elizabeth von Österreich auf den Gipfel gebracht. Nach 12 Minuten Fahrzeit und einem kurzen Spaziergang präsentiert sich dem Touristen ein traumhafter Ausblick auf die Stadt, den Luganer See und die Umgebung. Bei schönem Wetter ist ein Aufstieg auf den San Salvatore unbedingt zu empfehlen. In Montagnola oberhalb von Lugano verbrachte Hermann Hesse einen Großteil seines Lebens. Im Turm der Casa Camuzzi, eines schlossartigen Gebäudes, lebte Hesse für eine Reihe von Jahren als Mieter in vier Zimmern. Heute befindet sich dort ein Museum. Trotz gerade mal 55.000 Einwohnern versprüht Lugano Großstadtflair. Banken bestimmen das Stadtbild und machen den Ort zum drittgrößten Finanzplatz der Schweiz. Eine lange Uferpromenade zieht sich vom Stadtteil Paradiso unterhalb des Monte San Salvatore bis ins Zentrum von Lugano, wo unter den Säulenarkaden der Uferpromenade mondäne Boutiquen auf zahlungskräftige Kundschaft warten.