Reiseberichte

Arlberg

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Auf der Höhe

Text und Fotos: Martin Häussermann

Skiurlaub de Luxe: Die Wintersportregion St. Anton verheißt Brettlspaß der Spitzenklasse – seit drei Jahren auch für Wohnmobilisten. Von nichts kommt nichts. Das ist das Credo am Arlberg. Dort baute der Campingunternehmer Reinhard Haslwanter buchstäblich auf der grünen Wiese für vier Millionen Euro einen Campingplatz, der heute zu den Top-Adressen bei Wintercampern gehört. Schließlich erfährt der Campinggast bei jedem neuen Besuch weitere Verbesserungen. Von nichts kommt nichts - so denken und handeln in der Wintersportregion Arlberg fast alle Tourismus-Verantwortlichen. Sie nehmen für Investitionen viel Geld in die Hand – und verlangen von ihren Gästen dafür ebenfalls einen großzügigen Obolus als Gegenleistung.

Zum Beispiel an der Liftkasse: Rund 200 Euro muss ein Erwachsener für eine Sechstage-Karte berappen, Kinder immerhin noch rund 120 Euro. Im Gegenzug investiert die Liftgesellschaft aber auch in den Komfort ihrer Fahrgäste. Weithin sichtbares Beispiel ist die im Winter 2006/2007 in Betrieb genommene Galzigbahn. Die neue Seilbahn schaufelt pro Stunde rund 2200 Menschen auf den Berg und verringert die bisher üblichen Wartezeiten am Haupteingang in den Skizirkus drastisch. Rund 22 Millionen Euro investierte die Arlberg Bergbahn AG in die ebenso komfortable wie eindrucksvolle Seilbahn. Mit ihrer riesigen Glaskuppel hat die Seilbahn-Talstation das Zeug zum architektonischen Wahrzeichen des Wintersportortes. Ein Zeugnis seiner Tradition ist sie schon. Schließlich war die 1937 erbaute Galzigbahn eine der ersten Gondelbahnen im Alpenraum. Gemeinsam mit dem 1901 aus der Taufe gehobenen „Skiclub Arlberg“ und der 1921 gegründeten „Skischule Arlberg“ begründeten sie den Ruf der Region als Mekka sportlicher Skifahrer.

280 km präparierte Pisten

Der Name Arlberg bezeichnet übrigens keinen einzelnen Berg, er leitet sich vielmehr von den hier weit verbreiteten Arlen ab, Nadelbäume, die Winter meist von einer dicken Schneedecke überzogen sind. Die Gipfel heißen hier Gampen (1850 m), Galzig (2185 m), Kapall (2330 m), Schindler Spitze (2660 m) und Valluga (2811 m). Über diese Gipfel erreicht der Skifahrer die angeschlossenen Wintersportorte Stuben und St. Christoph sowie – nach einem kurzen Bustransfer – das mondäne Lech. „Für sportliche Skifahrer ist das aber nicht übermäßig attraktiv“, versichert uns ein einheimischer Skilehrer. Eine attraktive Alternative für Sonnenhungrige bietet das Skigebiet Rendl, das sich von St. Anton schnell und bequem per Pendelbus erreichen lässt. Die Pisten vom Gamberg (2400 m) und der Riffelscharte (2645 m) liegen schon vormittags in der Sonne und sind kaum weniger anspruchsvoll als in der benachbarten Skischaukel. Alles in allem ein Skigebiet der Superlative mit 85 Seilbahnen und Liften, 280 Kilometer präparierten Abfahrten und 180 Kilometer nicht präparierten Tourenabfahrten, die bei Neuschnee ein Eldorado für Powder-Spezialisten sind.

Après-Ski Party

Zur Stärkung finden sich an den Pisten zahlreiche Möglichkeiten, angefangen von der traditionellen Ulmer Hütte unterhalb des Schindlergrats bis hin zum Sternerestaurant „Verwallstube“ in der Bergstation der Galzigbahn. Wer hier einkehrt, muss schon einiges locker machen. Selbst das Wienerschnitzel ist hier nicht für unter fünfundzwanzig Euro zu haben. Brettlfans, für die das Après-Ski integraler Bestandteil des Urlaubsvergnügens ist, kommen am Besuch der angesagten Schirmbars nicht vorbei, dem „Crazy Kangoroo“ oder dem „Mooserwirt“. Beide finden sich an der Talabfahrt nach St. Anton. Aber man kann dem Trubel und den Partywütigen, die in der Ortsmitte von St. Anton mitunter die Nacht zum Tag machen, auch entgehen. Zum Beispiel in Pettneu, das mit dem ehemaligen Ski-WM-Ort hervorragend durch kostenlose Skibusse verbunden ist.

Zentrum für wintersportbegeisterte Wohnmobilisten

Das 1500-Seelen-Dorf ist nur fünf Kilometer von St. Anton entfernt und das eigentliche Zentrum für wintersportbegeisterte Wohnmobilisten. Denn hier finden sich die beiden einzigen Campingplätze der Arlberg-Region: die „Sportranch“ und der „Camping Arlberg“. Die „Sportranch“ ist der ältere von beiden, und verfügt mit 40 Touristenplätzen nur über ein beschränkte Kapazität. Doch wird er von Manuela und Alexander Gröbner mit viel Engagement betrieben. Erst jüngst haben sie einen neuen Skiabstellraum sowie einen Trockenraum für Skikleidung und Stiefel gebaut.

Camping am Arlberg

Beides gibt‘s auch im „Camping Arlberg“. Hier wurden Wohncontainer wintersportgerecht umgebaut. So bekommt jeder Gast, der einen Komfortplatz gebucht hat, einen eigenen Schrank, in dem vier Paar Ski und vier Paar Skistiefel bequem Platz haben. Die Stiefelhalter sind beheizt, so dass der Skifahrer morgens trockene Schuhe vorfindet. Speziell Familien warten dann direkt vor der Campingplatzschranke auf den kostenlosen Pendelbus, der sie in das – im Vergleich zu St. Anton – verträumte Skigebiet Pettneu bringt. Warteschlangen sucht man an den Liften vergebens, ebenso wie tempoverrückte Skifahrer und Snowboarder, die die 15 Kilometer gespurte Pisten unsicher machen. Dafür jede Menge höchst geduldige Ski- und Snowboardlehrer, die auf den sanft geschwungenen Hängen dafür sorgen, dass auch Brettl-Novizen bald den Bogen raus haben. Sind die eigenen Kinder gar schon „geländegängig“, kann man sie ohne große Sorge hier auch alleine auf Tour schicken. Das Gebiet ist so übersichtlich, dass man sich immer wieder trifft. entweder in der zentralen Verpflegungsstaion, dem familienfreundlichen Hotel „Lavenar“ oder auch gerne auf der Talabfahrt. Die hat der sechsjährige Max zu seiner Lieblingsstrecke auserkoren. denn erstens ist sie an vielen Stellen so flach, dass er Schuss fahren kann, zweitens kommt man dabei an einem Schafstall vorbei und drittens bringt ihn die moderne Gondelbahn wieder bequem nach oben. Diese Seilbahn ist das Aushängeschild des Skigebietes und Ersatz für die altersschwache Sesselbahn, die keinen TÜV-Segen mehr bekam. Die Liftgesellschaft hat hier ebenfalls einige Millionen Euro investiert. Von nichts kommt eben nichts.